Agiler Lerncoach

26 Mrz 2024 | Future Learning Insights, Allgemein

Die erste Begegnung mit dem Thema Agiler Lerncoach

2015 startete ich meine Reise zur Ausbildung zum Lerncoach, hier lernte ich Methoden und Kompetenzen kennen, wie Lernen lernen funktioniert. Mein Lernziel erklärtes Lernziel war es, endlich zu verstehen, wie es richtig klappt. Dieses Wissen wurde weder in der Schule noch im Studium vermittelt. In der Schule findet eher Frontallernen nach dem Motto „One Size Fits All!“ statt. Individuelles Lernen findet nicht statt, da die Zeit fehlt, also bekommen alle Lernenden das Wissen nach demselben Schema beigebracht. Im Studium stellte ich schnell fest, dass das Lernen, welches ich noch aus der Schule kannte, hier nicht so ganz funktioniert. Also musste schnell Methoden her, um das Wissen schneller aufzunehmen und zu verarbeiten. 

Anfang 2020, auf der Learntec, drückte mir Franz einen Flyer in die Hand. Er trug die Aufschrift „Ausbildung zum Agilen Lerncoach“. „Na, was meinst Du dazu?“, fragte er mich. Meine erste Reaktion? Skepsis und ein Hauch von Ablehnung. Den Flyer stecke ich trotzdem ein. Meine Gedanken kreisten immer wieder um das Thema Agiler Lerncoach. Warum muss denn jetzt plötzlich alles „agil“ sein? Muss ein Lerncoach „agil“ sein? Was bringt dem Coachee diese Agilität? Was bedeutet dieses überhaupt in Bezug auf das Thema Lernen? Avanciert das Wort „agil“ zum neuen Buzzword?

Doch trotz meiner anfänglichen Widerstände ließ mich der Gedanke auch auf der Rückreise nicht mehr los. Zu Hause setzte ich mich an den Rechner und schaute mir das Angebot zur Agilen Lerncoach Ausbildung bei dem Unternehmen an. Es war, als hätte ein Samenkorn in mir Wurzeln geschlagen. Das Thema bewegte meine Gedanken immer wieder und ließen mich nicht mehr so ganz los. 

Der Beginn einer Veränderung

Der Gedanke an eine agile Zukunft im Lerncoaching war zunächst befremdlich, da ich eine „klassische“ Lerncoachausbildung genoßen hatte. Agile Methoden hörte ich immer wieder aus dem Arbeitsumfeld, doch ihre tieferen Prinzipien und Vorteile waren mir nicht geläufig. Wofür steht der Name Scrum? Was ist ein Community of Practice? Wozu benötigt man ein Framework? Was bedeutet Lernsprints? Welches Rollenverständnis setzt diese Ausbildung voraus? 

Der Flyer, so unbedeutend er auch erscheinen mochte, hatte eine Saat des Interesses in mir gepflanzt. Es kamen Fragen auf: Was bedeutet agiles Lernen eigentlich? Könnte es das Bildungswesen, wie wir es kennen, verändern? Wo kann ich mehr darüber erfahren? Diese Fragen begannen mich zu beschäftigen. Ich fand damals zwei Bücher zu dem Thema und beide bestellte ich mir, um ein Grundverständnis davon zu bekommen.

Puh, was soll ich schreiben? Eins davon war super geschrieben und bereitete das Thema perfekt für mich auf. Das andere erschreckt mich bis heute von seiner Lieblosigkeit der Gestaltung. Ausgedruckte Skizzen, die für das Buch eingescannt wurden, somit hatten diese ein schlechte bis teilweise mangelhafte lesbar. Aus meiner Sicht eine absolute Frechheit, den Lesern ein Buch zu dem Preis anzubieten und sich jedoch keine Mühe beim Layout zu geben. Da erwarte ich einfach etwas anders und schloss direkt von dem Buch auf die Ausbildung, wahrscheinlich geht es nicht nur mir so. Der Flyer machte da wesentlich mehr her. Wie war das mit Außen hui, aber Innen…, lasse ich mal lieber.

Agiler Lerncoach
Agiler Lerncoach

Die Ausbildung – Ein neuer Blick auf das Lernen

Meine Ausbildung bot mehrere Aha-Erlebnisse. Die Ausbildung buchte ich bei Dr. Nele Graf. Ausschlaggebend war für mich ein Gespräch gewesen, zu dem ich sowie Nele eingeladen war. Hauptbestandteil des Gespräches war die Ausbildung und Nele macht so einen fundierten Eindruck auf mich, sodass sich meinen Eindruck, welchen ich bereits aus ihrem Buch hatte, bestätigt. Nele hat mich mit ihrem Buch „Agiles Lernen“ und ihrer Art bei unserem Gespräch überzeugt.

Ich lernte nicht nur neue Begrifflichkeiten rund um das Thema Agilität, sondern auch eine andere Art der Weiterbildung kennen. Heute kann ich sogar sagen, dass diese, wie sollte es anders sein, in iterativen Schleifen weiterentwickelt wurde und noch mehr agile Lernformate Einzug gehalten haben. 2023 wiederholte ich die Ausbildung, weil sich so viel verändert hatte und die Lernenden gleich Lernsprints, Framework, Retrospektive und iterative Schleifen aktiv kennenlernen. Learning by doing, sage ich da nur. In Bezug auf mein eigenes Lernverhalten begann ich zu reflektieren. Welche Lernhistorie hatte ich? Wo machte mir es mir Spaß und wo keinen? Agile Lernmethoden legen den Fokus auf Selbstreflexion, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in Form von iterativen Prozessen.  Ich erkannte, dass sich meine eigene Kompetenz durch diese Reflexionsschleifen verbesserte. 

Das Bilden von Hypothesen bereitete mir eine Menge Spaß und heute kann ich sagen, Nele hat mir ihrer Aussage recht, dass die Profile der Personen zu einem sprechen. Wir lernten LEKAF-Profile zu lesen. LEKAF steht für Lernkompetenz erkennen und fördern. 

Hier findest Du meine dazugehörige Podcastfolge oder schaust sie Dir auf meinem Kanal an.

Agiles Lerncoaching in der Praxis

Agile Lerncoaching-Methoden ermöglichten es, individuelle Lernprozesse besser zu verstehen und zu unterstützen. Welche Kompetenzen hat der Lernenden und wie stark sind diese ausgeprägt? Ich unterstützte Lernenden dabei, ihre eigenen Lernstrategien gerade im beruflichen Kontext zu entwickeln und aktiv zu gestalten. Das agile Lerncoaching hat es mir ermöglicht, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis noch einmal ganz anders zu schlagen. Lernprozesse können effektiver und erfüllender gestaltet werden, sodass alle Seiten zufrieden sind. Ferner spielt eine Erweiterung der eigenen Lernkompetenz bei der Personalentwicklung eine wichtige Rolle.

Vielfach wird im Zusammenhang mir Scrum auch das selbstgesteuerte Lernen postuliert. Ja, genau dies ist eine wichtige Kompetenz in der heutigen Zeit, wenn nicht sogar die wichtigste, Kompetenz. Doch was manche ich mit Mitarbeitern, die genau diesen Punkt nie erlebt haben? Selbstwirksamkeit ein komplettes Fremdwort ist? Dafür gibt es viele diverse Gründe und jedes Individuum sollte immer auch genau als solches betrachtet werden, von dem jeweiligen Vorgesetzten. 

Lass uns kurz einen Blick auf den Begriff „agiles Lernen“ werfen

Was bedeutet agiles Lernen überhaupt?

Es ist nicht nur eine Methode, sondern auch eine notwendige Kompetenz in unserer sich konstant verändernden Welt. Es ermöglicht Individuen und Organisationen, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Agiles Lernen als Ergänzung in komplexen Zeiten

Agiles Lernen – ein Begriff, der in der heutigen Bildungslandschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt, besonders in komplexen und chaotischen Situationen. Es erweitert die Palette traditioneller Lernmethoden um neue, flexible Ansätze, die auf die Herausforderungen unserer schnelllebigen Welt zugeschnitten sind.

Vier Dimensionen des Agilen Lernens

Die Welt des Agilen Lernens ist vielschichtig. Sie umfasst vier Kernformen: Individuelles Lernen, bei dem der Einzelne im Mittelpunkt steht; kollektives Lernen, das die Gruppe betont; vorgegebenes Lernen, das strukturierte Wege aufzeigt; und offenes Lernen, das Freiraum für Selbstentdeckung bietet. Diese Vielfalt ermöglicht es, Lernprozesse individuell und situativ anzupassen.

Ein neues Mindset 

Die Grundlage des Agilen Lernens bildet ein neues Mindset. Es fußt auf Werten wie Mut, Respekt und Diskursfähigkeit. Diese Prinzipien helfen, Herausforderungen anzunehmen, kontinuierlich zu wachsen und konstruktive Gespräche zu führen. Ein Growth Mindset ist im Gegensatz zu einem Fixed Mindset ein guter Ausgangspunkt, diese Werte in sein Lernverhalten aufzunehmen, allerdings auch noch lange kein Garant. 

Organisatorische und kulturelle Einflüsse

Die Wirksamkeit des Agilen Lernens wird maßgeblich durch organisatorische Strukturen, kulturelle Aspekte und technologische Gegebenheiten beeinflusst. Ein offenes, unterstützendes Umfeld ist entscheidend, um die Prinzipien des Agilen Lernens vollständig zu integrieren und zu leben.

Schwerpunkte 

Agiles Lernen legt den Fokus auf selbstorganisiertes Lernen, Transparenz, Lernen am Arbeitsplatz und benutzergenerierte Inhalte. Diese Aspekte fördern die Selbstständigkeit und die Anwendung des Gelernten im realen Kontext.

Kernprinzipien: Experimentell, iterativ, reflexiv und diskursiv

Die Umsetzung des Agilen Lernens basiert auf experimentellem, iterativem, reflexivem und diskursivem Lernen. Dies bedeutet, dass Lernende nicht nur neues Wissen aufnehmen, sondern auch aktiv mit diesem Wissen experimentieren, es wiederholt anwenden, reflektieren und darüber in einen Dialog treten.

Die Bedeutung von Agilität im Bildungsbereich

Die agile Lernmethode hat das Potenzial, das Bildungswesen grundlegend zu verändern. In einer Welt, die sich ständig wandelt und in der lebenslanges Lernen immer wichtiger wird, bieten agile Ansätze eine flexible und anpassungsfähige Art des Lernens. Die Arbeitswelt von morgen benötigt Mitarbeitenden, die ihr individuellen Lernziele kennen und Unterstützung bei Lerncoachs anmelden. Dabei sollte die Selbstbestimmung, das kritisches Denken und die Fähigkeit, sich schnell an neue Informationen und Umgebungen anzupassen, gefördert werden.

Deswegen habe ich nicht nur dabei belassen, sondern auch noch eine Ausbildung als Scrum Master, EduScrum und als Lernbegleiter absolviert. Ich finde es immer wieder spannend zu schauen, was gibt es auf dem Markt und welche weiteren pädagogischen Konzepte gibt es. 

Agilität und persönliche Entwicklung

Im Laufe meiner Erfahrung als Agiler Lerncoach habe ich festgestellt, dass Agilität nicht nur eine Lehrmethode ist, sondern auch eine persönliche Entwicklungsphilosophie. Sie lehrt uns, offen für Veränderungen zu sein, Herausforderungen als Gelegenheiten zur Verbesserung zu sehen und kontinuierlich an uns selbst zu arbeiten. Mir gefällt das Framework und ich arbeite sehr gerne damit, um jede Menge Skills im Petto zu haben. 

Ich mag es, wenn das Individuum mit seinem eigenen Lernverhalten im Zentrum steht. Was benötigt der Mensch? Arbeitet er lieber kollaborativ oder individuell? Wenn kollaborativ in welcher Form? Kommen Communities infrage? Welche Kompetenz möchte sie entwickeln oder erweitern? Danach richtet sich die Unterstützung, da es aus meiner Sicht keinen Sinn ergibt, jemanden, der lieber alleine lernt, in eine Community zu stecken. Jemand, der lieber in eine Form von Learnings Circle lernt, sollte auch nicht alleine lernen, sondern in der Gemeinschaft, um sich auszutauschen. Dabei ist auch der Blick auf die Lernpräferenzen wichtig und was passt zu wem? Wo klappt Lernen am besten für das Lernfeld? Dies kann von Lernfeld zu Lernfeld auch unterschiedlich sein. 

Als ich noch Angestellte war, habe ich viele Kollegen erlebt, für die war selbstbestimmtes Lernen ein absolutes Fremdwort oder gleichbedeutend mit Mehrarbeit. Etwas, was sie auf keinen Fall wollten, also lieber mal nicht über den Tellerrand blicken. Ich war da eher der Exot und habe mir meine Lern-Entwicklungsfelder später außerhalb der Arbeit – in Form von Weiterbildungen – gesucht. Ein Wechsel der gewohnten Umgebung kann manchmal sehr hilfreich sein, um den eigenen Horizont zu erweitern. Ferner spielt die Lernkultur in einem Unternehmen eine große Rolle und darauf haben nicht nur die Führungskräfte einen Einfluss, sondern die Geschäftsleitung, aber auch zum Teil die Mitarbeitenden. 

Die Zukunft des Lernens

Wenn ich auf die Zukunft des Lernens blicke, sehe ich eine Welt, in der Bildung nicht nur Wissensvermittlung ist, sondern auch die Entwicklung von Fähigkeiten, die uns ermöglichen, in einer komplexen, sich ständig verändernden Welt erfolgreich zu sein.

Agile Lerncoaches sind der Schlüssel zu einer anderen Art von Bildung – einer Bildung, die uns darauf vorbereitet, in jeder Situation zu lernen und zu wachsen. Die notwendigen Frameworks aufzeigt, die notwendige Kenntnis vermittelt. Dies kann sowohl von einer Führungskraft als auch von Mitarbeiter initiiert werden, damit sich etwas ändert. 

Derzeit kann keiner sagen, wo die Zukunft des Lernens liegt. Da die Künstliche Intelligenz auch noch einmal alles durchschüttelt und kaum einen Stein auf den anderen lässt. Eine Welt, wo wir nicht absehen, in welche Richtung führt uns diese Entwicklung. Meine Mädels werden wahrscheinlich viele, der heute noch gängigen Berufsfelder nicht mehr erleben oder sich darin ausbilden lassen. Ein Radiologe teilte uns Anfang des Jahres mit, dass er keinen mehr seinen Job als Ausbildung empfehlen würde, spätestens in ein paar Jahren gäb es diesen nicht mehr. Eine KI könnte zukünftig, wenn sie ausreichend gelernt hat, den Job eines Radiologen besser machen. So oder so ähnlich wird es in vielen Bereichen werden, insofern ist eine Anpassungsfähigkeit an neue Gegebenheiten und Arbeitsbedingungen unumgänglich. Alle müssen umdenken, Führungskräfte, Mitarbeiter und zukünftige Mitarbeiter – die derzeit noch zur Schule gehen oder sich im Studium befinden. 

Abschluss

Heute blicke ich voller Dankbarkeit zurück und bin erstaunt, wie dieser kleine Moment – die Übergabe eines Flyers – zu einer so bedeutsamen Veränderung führen konnte. Als ausgebildeter „Klassischer“ und agiler Lerncoach verstehe ich jetzt, dass Lernen ein dynamischer, lebenslanger Prozess ist, der Freude bereiten kann und sollte. Ich kann Dich dabei unterstützen und biete auf Anfrage entsprechende Lerncoachings oder entsprechende Reskilling und Upskilling an. Melde Dich bei mir, wenn Du Interesse an einer Lernreise hast. 

Podcast

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